Gen Z für die Pflegeausbildung begeistern

Für die Veranstaltung “Von Generation Z bis New Work: Wie kann die Pflegebranche die Arbeitswelt von morgen gestalten?” der Digital Health Academy Ruhr hielt unser CEO Martin Recht einen Vortrag zum Thema “Gen Z – den Nachwuchs für die Pflege begeistern”. Wir haben diesen für Sie zusammengetragen und ergänzt.
Inhaltsverzeichnis: Gen Z: Den Nachwuchs für die Pflege begeistern

Generation Z und der Pflegeberuf

"Die Jugend achtet das Alter nicht mehr, zeigt bewusst ein ungepflegtes Aussehen, sinnt auf Umsturz, zeigt keine Lernbereitschaft und ist ablehnend gegenüber übernommenen Werten."

Dieses uralte Zitat verdeutlicht, dass die Diskussion über die Unterschiede zwischen den Generationen und potenziellen Konflikten zwischen ihnen kein neues Phänomen ist. Seit Jahrtausenden gab es den Eindruck, dass die nachfolgenden Generationen ihre eigenen Wege gehen und sich von den Traditionen der älteren Generationen abwenden.

Heutzutage erleben wir eine ähnliche Dynamik mit der Generation Z. Diese Generation hat eine einzigartige Sichtweise, geprägt von den technologischen Fortschritten, gesellschaftlichen Veränderungen und wirtschaftlichen Herausforderungen ihrer Zeit.

Die Geschichte zeigt, dass Generationenkonflikte zwar existieren mögen, aber auch Möglichkeiten für Wachstum, Veränderung und Innovation bieten. Es liegt an uns, diese Chancen zu erkennen und den Pflegeberuf für die Generation Z attraktiv zu gestalten, um die Zukunft der Gesundheitsversorgung zu sichern.

Generationen Uebersicht

Generation Pflege? Charakteristika der Gen Z

Die Generation Z, umfasst Menschen, die etwa zwischen Mitte der 1990er und Mitte der 2010er Jahre geboren wurden. Diese Generation hat verschiedene einzigartige Merkmale und Charakteristika, die ihre Einstellungen, Verhaltensweisen und Lebensentscheidungen prägen. Einige der wichtigsten Merkmale der Generation Z sind:

Digital Natives: Die Gen Z ist die erste Generation, die in einer digitalen Welt aufgewachsen ist. Sie ist mit Technologie aufgewachsen, kennt sich gut mit digitalen Medien, sozialen Netzwerken und digitalen Geräten aus. Diese Fähigkeiten prägen ihre Kommunikationsweise, Informationsaufnahme und ihr Verhalten im Alltag.

Vielfalt und Inklusion: Die Generation Z ist bekannt für ihre Offenheit und Akzeptanz gegenüber Vielfalt und Inklusion. Sie setzt sich aktiv für Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit ein und ist sensibel für Themen wie Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, sexuelle Orientierung und sozioökonomischer Status.

Kurze Aufmerksamkeitsspannen: Aufgrund des Überflusses an Informationen und der ständigen Stimulation durch digitale Medien haben Mitglieder der Generation Z oft eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne. Sie bevorzugen kurze, prägnante Inhalte und schnelle Interaktionen.

Selbstausdruck und Individualität: Die Gen Z legt großen Wert auf Selbstausdruck und Individualität. Sie sucht nach Möglichkeiten, ihre Persönlichkeit und Identität durch kreative Ausdrucksformen wie Mode, Musik, Kunst und Online-Präsenz zu zeigen.

Pragmatische und zielorientierte Denkweise: Trotz ihres jungen Alters zeigt die Generation Z oft eine pragmatische und zielorientierte Denkweise. Sie ist motiviert, konkrete Ziele zu setzen und hart zu arbeiten, um diese zu erreichen, sei es im Bildungsbereich, in der Karriere oder in persönlichen Projekten.

Umweltbewusstsein und soziale Verantwortung: Viele Mitglieder der Generation Z sind sich der globalen Umweltprobleme bewusst und engagieren sich aktiv für Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Sie setzen sich für soziale Verantwortung ein und bevorzugen Unternehmen und Marken, die nachhaltig und ethisch handeln.

Flexibilität und Arbeit-Life-Balance: Die Gen Z legt Wert auf Flexibilität in der Arbeitswelt und eine ausgewogene Work-Life-Balance. Sie bevorzugt flexible Arbeitsmodelle, die es ermöglichen, Arbeit und persönliches Leben miteinander zu vereinbaren, und sucht nach Arbeitsplätzen, die diese Flexibilität bieten.

Diese Merkmale prägen die Generation Z und beeinflussen ihre Einstellungen zur Arbeit, zur Gesellschaft und zum Leben im Allgemeinen. Kliniken und Krankenhäuser, die diese Charakteristika verstehen und entsprechend darauf reagieren, sind besser positioniert, um die Gen Z als Mitarbeiter anzusprechen.

Weshalb die Pflege ein attraktives Arbeitsfeld für die Gen Z ist

Der Pflegeberuf hat das Potenzial, insbesondere in den Bereichen “Berufswahl nach Werten und Interessen” sowie “soziale Verantwortung” zu punkten. Pflegekräfte haben die einzigartige Möglichkeit, direkt und positiv das Leben anderer Menschen zu beeinflussen und einen bedeutsamen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.

Obwohl einige Aspekte des Pflegeberufs, wie die Arbeitsbelastung und der Mangel an Flexibilität, oft bemängelt werden, liegt es in der Hand von Krankenhäusern und Kliniken, diese Herausforderungen anzugehen und attraktivere Arbeitsbedingungen zu schaffen. Durch die Verbesserung von Arbeitszeitmodellen, die Implementierung von Technologie zur Effizienzsteigerung und die Förderung einer positiven Arbeitskultur können Krankenhäuser und Kliniken dazu beitragen, den Pflegeberuf für die Generation Z noch attraktiver zu machen.

Die Pflege bietet eine Vielzahl von Faktoren, die sie zu einem attraktiven Arbeitsfeld für die Generation Z machen:

Berufswahl nach Werten und Interessen: Der Pflegeberuf bietet die einzigartige Möglichkeit, anderen Menschen direkt zu helfen und einen positiven Einfluss auf ihr Leben zu haben. Diese sinnstiftende Arbeit kann für viele Mitglieder der Generation Z äußerst attraktiv sein.

Soziale Verantwortung: Der Pflegeberuf ermöglicht es, einen bedeutenden Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, indem man sich um kranke und bedürftige Menschen kümmert und ihnen Unterstützung und Fürsorge bietet.

Vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten: Die Pflege bietet eine Vielzahl von Entwicklungsmöglichkeiten und Karrierewegen. Angefangen bei verschiedenen Spezialisierungen bis hin zu fortgeschrittenen Qualifikationen und Führungspositionen gibt es zahlreiche Möglichkeiten für persönliches und berufliches Wachstum.

Bedarf an Fachkräften und Stabilität: Der Pflegebereich leidet unter einem anhaltenden Fachkräftemangel, was zu einer hohen Nachfrage nach qualifizierten Pflegekräften führt. Dies bietet der Generation Z die Möglichkeit, in einem stabilen und wachsenden Arbeitsmarkt Fuß zu fassen und langfristige Beschäftigungsmöglichkeiten zu finden.

Teamorientierte Arbeitsumgebung: Die Pflege erfordert oft eine enge Zusammenarbeit im Team, was für die Generation Z, die Wert auf Zusammenarbeit und soziale Interaktion legt, attraktiv sein kann. Die Möglichkeit, in einem unterstützenden und teamorientierten Umfeld zu arbeiten, kann dazu beitragen, die Arbeitszufriedenheit und das Engagement zu steigern.

„Die Pflegeausbildung ist beliebt. Ganz offensichtlich wollen viele junge Menschen in ihrem Berufsleben etwas Sinnstiftendes tun, etwas, das anderen hilft – das ist ermutigend.
Wenn viele junge Menschen nachkommen und die Erfahrenen gehalten werden können, kann der Teufelskreis aus Überlastung, Berufsflucht und weiter steigender Belastung durchbrochen werden Gute Bedingungen in der Ausbildung und im betrieblichen Alltag – das ist die Lösung.“

Insgesamt bietet die Pflege als Berufsfeld eine Kombination aus sinnstiftender Arbeit, sozialer Verantwortung, persönlicher Entwicklung und beruflicher Stabilität, die für die Generation Z äußerst attraktiv sein kann. Durch die Betonung dieser Aspekte können Krankenhäuser und Kliniken die Gen Z gezielt ansprechen und als engagierte und motivierte Pflegekräfte gewinnen.

Personal Krankenhaus Klinik 9
Kampagne "Pflege kann was"

Herausforderungen und Missverständnisse

Trotz der Attraktivität des Pflegeberufs für die Generation Z bestehen einige Herausforderungen und Missverständnisse, die potenzielle Bewerber davon abhalten können, diesen Karriereweg einzuschlagen:

Arbeitsbelastung und Stress: Einer der Hauptgründe, warum sich junge Menschen möglicherweise gegen eine Karriere in der Pflege entscheiden, ist die hohe Arbeitsbelastung und der damit verbundene Stress. Lange Arbeitszeiten, hohe Patientenzahlen und emotionale Belastungen können zu Erschöpfung und Burnout führen.

Mangelnde Flexibilität und Work-Life-Balance: Traditionelle Arbeitsmodelle in der Pflege können oft wenig Flexibilität bieten und es den Pflegekräften schwer machen, Arbeit und persönliches Leben miteinander zu vereinbaren. Dies kann für junge Menschen, die Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance legen, abschreckend wirken.

Geringe Wertschätzung und Anerkennung: Oft wird die Arbeit von Pflegekräften nicht ausreichend gewürdigt und anerkannt, weder finanziell noch gesellschaftlich. Dies kann dazu führen, dass potenzielle Bewerber das Gefühl haben, nicht genug geschätzt zu werden für ihre harte Arbeit und ihren Einsatz.

Mangelnde Karriereentwicklungsmöglichkeiten: Ein weiteres Missverständnis über den Pflegeberuf ist, dass es begrenzte Möglichkeiten für berufliche Entwicklung und Aufstieg gibt. Viele junge Menschen könnten der Meinung sein, dass sie in der Pflegekarriere feststecken und keine Möglichkeiten für Fortschritt und Wachstum haben.

Vorurteile und Stereotypen: Es gibt auch weit verbreitete Vorurteile und Stereotypen über den Pflegeberuf, die potenzielle Bewerber abschrecken können. Dazu gehören Vorstellungen von der Pflege als “Frauenberuf” oder als körperlich anspruchslose Tätigkeit, die nicht den intellektuellen Fähigkeiten junger Menschen entspricht.

Es ist wichtig, diese Herausforderungen und Missverständnisse anzuerkennen und aktiv anzugehen, um den Pflegeberuf für die Generation Z attraktiver zu machen. Durch die Verbesserung von Arbeitsbedingungen, die Förderung von Flexibilität und Work-Life-Balance, die Anerkennung der Arbeit von Pflegekräften und die Schaffung klarer Karrierewege können Krankenhäuser und Kliniken dazu beitragen, diese Hindernisse zu überwinden und junge Menschen für eine Karriere in der Pflege zu gewinnen.

Status der aktuellen Entwicklung in der Pflegeausbildung
Aktuelle Entwicklungen in der Pflegebranche: 7 % weniger Ausbildungsvertäge bei hoher Abbruchrate

Status der Ausbildung in der Pflege

Die Lage der Ausbildung in der Pflege verzeichnet besorgniserregende Trends. Im Jahr 2022 gab es einen Rückgang von 7 % bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen im Vergleich zum Vorjahr. Noch alarmierender ist, dass über ein Drittel der Auszubildenden ihre Ausbildung vorzeitig abbricht. Obwohl die Regierung mit Kampagnen wie “Pflege kann was” gegensteuert, liegt die Hauptverantwortung bei den Arbeitgebern.

„Die hohe Unzufriedenheit von Auszubildenden in der Pflege ist ein Alarmsignal, das Arbeitgeber und politisch Verantwortliche nicht ignorierten dürfen.“

Eine Studie von ver.di hat gezeigt, dass weniger als 43 % der Auszubildenden mit ihrer Pflegeausbildung zufrieden sind. 2023 hat jeder zweite Azubi in NRW die Pflegeausbildung abgebrochen.

Es muss nicht nur das Ziel sein, mehr junge Menschen für die Pflege zu begeistern, sondern auch sicherzustellen, dass sie ihre Ausbildung abschließen. Etwa die Hälfte der Befragten fühlt sich durch die Ausbildungsbedingungen “häufig” bis “immer” belastet. Die häufigsten Belastungsfaktoren sind Arbeiten unter Zeitdruck, die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf, fehlende Pausen, Arbeiten im Schichtdienst und Probleme im Team.

Zufriedenheit mit der Ausbildung in der Pflege
Weniger als 43 % der Auszubildenden sind mit der Pflegeausbildung zufrieden.

Die Ergebnisse des Ausbildungsreports Pflegeberufe 2021 zeigen deutlich, dass der Personalmangel in Krankenhäusern und der Altenpflege zunehmend auch die Ausbildung beeinträchtigt. Dies hat negative Auswirkungen auf die Ausbildungsqualität und die Zufriedenheit der Auszubildenden. Der Schlüssel für spürbare Verbesserungen in allen Bereichen der Pflege sind bedarfsgerechte, verbindliche Personalvorgaben und eine Überarbeitung des Pflegeberufegesetzes, um die Ausbildungsqualität zu stärken.

Haeufigste Belastungsfaktoren in der Pflegeausbildung
Häufigste Belastungsfaktoren in der Pflegeausbildung.

Ein zentraler Aspekt ist die Praxisanleitung, bei der es erhebliche Defizite gibt. Über 43 % der Auszubildenden geben an, selten oder nie von Praxisanleiter*innen an ihre beruflichen Aufgaben herangeführt zu werden. Dies ist besonders gravierend in der Altenpflege, wo fast zwei Drittel betroffen sind. Obwohl das neue Pflegeberufegesetz mindestens zehn Prozent geplante und strukturierte Anleitung während jedes praktischen Einsatzes vorschreibt, wird diese Vorgabe bei 55 % der Auszubildenden “nur auf dem Papier” oder gar nicht eingehalten.

Eine gute und strukturierte Anleitung ist entscheidend, um Überforderung zu vermeiden und eine qualifizierte Ausbildung zu gewährleisten. Daher muss die Einhaltung der vorgeschriebenen Praxisanleitung kontrolliert und durchgesetzt werden. Dafür sind genug qualifizierte Praxisanleiter erforderlich, die ausreichend Zeit haben und dafür freigestellt werden.

Generelle Ansätze zur Gewinnung von Gen Z für die Pflege

Erfolgreiche Ansätze zur Gewinnung der Generation Z für den Pflegeberuf erfordern eine gezielte Strategie, die auf die Bedürfnisse, Interessen und Präferenzen dieser Altersgruppe zugeschnitten ist.

Hier sind einige wirksame Ansätze, die Sie in Ihre Recruiting-Strategie aufnehmen sollten:

Digitale Rekrutierung und Marketing: Da die Gen Z digital affin ist, ist es wichtig, die Rekrutierungsbemühungen online zu verstärken. Krankenhäuser und Kliniken sollten auf Social-Media-Plattformen präsent sein und gezielte Werbekampagnen starten, die die Vorteile und Chancen einer Karriere in der Pflege hervorheben. Dies kann in Form von Videos, Infografiken, Webinaren oder virtuellen Infoveranstaltungen geschehen.

Betonung von Werten und sozialer Verantwortung: Die Generation Z sucht nach sinnstiftenden Tätigkeiten und möchte einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten. Arbeitgeber sollten die soziale Bedeutung und den Einfluss des Pflegeberufs hervorheben, um das Interesse junger Menschen zu wecken. Kampagnen, die die Bedeutung der Pflege für die Gemeinschaft betonen, können besonders wirkungsvoll sein.

Flexible Arbeitsmodelle und Work-Life-Balance: Um junge Menschen anzusprechen, sollten Krankenhäuser und Kliniken flexible Arbeitsmodelle anbieten, die es den Mitarbeitern ermöglichen, Arbeit und persönliches Leben besser zu vereinbaren. Dies kann die Einführung von Teilzeitmöglichkeiten, flexiblen Arbeitszeiten und Homeoffice-Optionen umfassen.

Ausbildungsqualität und Unterstützung: Es ist entscheidend, die Qualität der Ausbildung in der Pflege zu verbessern und Unterstützung für Auszubildende anzubieten. Krankenhäuser und Kliniken können dies durch die Bereitstellung hochwertiger Praxisanleitung, Mentoring-Programme und Fortbildungsmöglichkeiten erreichen. Eine gute Ausbildung und Unterstützung während der Ausbildung können dazu beitragen, das Vertrauen der Gen Z in den Pflegeberuf zu stärken und die Ausbildungsabbrüche zu reduzieren. Gerade, da die Qualität der Ausbildung oft hinterfragt wird, können Sie hier schnell herausstechen.

Technologische Integration: Da die Generation Z mit Technologie aufgewachsen ist, sollten Krankenhäuser und Kliniken innovative Technologien in ihre Arbeitsabläufe integrieren. Dies kann die Einführung von digitalen Patientenakten, Telemedizin und anderen digitalen Lösungen umfassen, die die Effizienz steigern und das Arbeiten in der Pflege attraktiver machen.

Attraktive Arbeitsbedingungen und Weiterbildungsmöglichkeiten: Neben einem angemessenen Gehalt sollten Arbeitgeber auch attraktive Arbeitsbedingungen bieten, die eine positive Arbeitsumgebung fördern. Dazu gehören Benefits wie betriebliche Gesundheitsförderung, Weiterbildungsmöglichkeiten, Aufstiegschancen und finanzielle Unterstützung für weitere Qualifikationen.

Indem Krankenhäuser und Kliniken diese Ansätze kombinieren und auf die spezifischen Bedürfnisse der Generation Z eingehen, können sie erfolgreich junge Menschen für eine Karriere in der Pflege gewinnen und langfristig an sich binden.

Beispiel einer erfolgreichen Kampagne: “KrassAltenheim”

KrassAltenheim ist ein interessantes Beispiel dafür, wie Social-Media-Plattformen wie TikTok genutzt werden können, um junge Menschen für die Pflege zu begeistern. Diese Personalgewinnungs-Maßnahme bringt nach unserer Ansicht einige positive, aber auch negative Aspekte mit sich:

Positive Aspekte der Kampagne:

  1. Mehrere hundert Bewerbungen: Durch die Präsenz auf TikTok und diverse Medienberichte konnte das “KrassAltenheim” eine große Anzahl von Bewerbungen von jungen Menschen für eine Anstellung in der Pflege erhalten. Laut der umsetzenden Agentur erhielt das Altenheim 80 Bewerbungen in 24 Stunden. Dies zeigt, dass die Nutzung von Social Media eine effektive Methode sein kann, um potenzielle Mitarbeiter anzusprechen und zu gewinnen.
  2. 440.000 Follower, mehrere Millionen Likes und hunderttausende Kommentare: Die enorme Reichweite und Engagement auf TikTok zeigen, dass das Thema Pflege junge Menschen interessiert und sie dazu ermutigt, sich näher damit zu beschäftigen.
  3. Einbeziehung der Bewohner: “KrassAltenheim” inszeniert den Arbeitsalltag mit Humor unter Einbeziehung der Bewohner. Durch die Teilnahme an den Videos können die Bewohner aktiv am Leben in der Einrichtung teilnehmen und sich beteiligen. Die Senioren sind selbst kleine Stars geworden.
  4. Mitarbeiterbindung: Die Präsenz auf TikTok kann auch dazu beitragen, die Bindung der Mitarbeiter zu stärken, da sie stolz darauf sind, Teil einer innovativen und modernen Einrichtung zu sein, die auf Social Media präsent ist.
  5. Positives Image für die Pflege in Deutschland: Die humorvollen und kreativen Inhalte tragen dazu bei, ein positives Bild von der Pflege in der Öffentlichkeit zu schaffen und Stereotypen zu überwinden. Dies kann dazu beitragen, das Ansehen des Pflegeberufs insgesamt zu verbessern.
 

Negative Aspekte der Kampagne:

  1. Humor und Trends statt echtem Arbeitsalltag: Ein Kritikpunkt an der TikTok-Präsenz ist, dass die Videos möglicherweise den tatsächlichen Arbeitsalltag in der Pflege nicht realistisch darstellen. Humor und Trends können die Realität verzerren und junge Menschen möglicherweise dazu verleiten, falsche Vorstellungen über die Arbeit in der Pflege zu entwickeln.
  2. Kein systematisiertes Recruiting: Obwohl die TikTok-Präsenz viele Bewerbungen generiert hat, könnte es sein, dass kein strukturiertes Rekrutierungsverfahren implementiert wurde. Dies könnte zu einer ineffizienten Auswahl von Bewerbern führen und die Qualität der Mitarbeiter beeinträchtigen. Auch ist es notwendig konstant neue Videos und Ideen zu entwickeln. 
  3. Fernab der Realität? Reputation und Mitarbeiterstimmen: Auffällig ist, dass auf den reichweitenstarken Kanälen der Name des Altenheims fehlt. Die Möglichkeit sich zu Bewerben wurde mittlerweile entfernt und auch auf der Website des  Betreibers der Seniorenzentren wird nicht auf die Kampagne verwiesen. Ein Blick auf Kununu zeigt unterdurchschnittlichen bis negativen Bewertungen der Mitarbeitenden. Auch eine virale Kampagne kann grundlegende Herausforderungen nicht lösen.  
 
Insgesamt zeigt das Beispiel wie Social Media effektiv genutzt werden kann, um junge Menschen für die Pflege zu begeistern und das Image der Branche zu verbessern. Es verdeutlicht jedoch auch die Bedeutung einer ausgewogenen und authentischen Darstellung des Arbeitsalltags.

Unsere Erfahrungen mit dem Recruiting der Generation Z im Gesundheitswesen

Als Personalberater im Gesundheitswesen haben wir zahlreiche Erfahrungen gesammelt, die uns Einblicke in die Bedürfnisse und Erwartungen der Generation Z beim Recruiting gegeben haben. 

Folgende wichtigen Erkenntnisse möchten wir gerne mit Ihnen teilen:

Schnelle und einfache Bewerbungsprozesse: Wir haben festgestellt, dass Bewerbungsprozesse in vielen Krankenhäusern oft langwierig und kompliziert sind. Interne Abstimmungen und lange Kommunikationswege können den Prozess über Monate hinweg strecken. Teilweise haben Bewerbungsprozesse vom Bewerbungseingang bis zum Versand des Arbeitsvertrags über 90 Tage in Anspruch genommen. Das ist nicht akzeptabel. Durch die Transformation dieser Prozesse, wie das Zusammenlegen von Terminen und die Einführung von Automatismen, kann die Zeitspanne auf unter einen Monat reduziert werden.

Kandidatenzentrierter Bewerbungsprozess
Beispiel eines kandidatenzentrierten Bewerbungsprozesses

Schnelle Kommunikation: Die Generation Z ist schnelle Kommunikation gewohnt und erwartet eine zeitnahe Reaktion auf ihre Bewerbungen. Es ist ein absolutes No-Go, Bewerber nicht innerhalb von 72 Stunden zu kontaktieren und beispielweise vorzuqualifizieren. Nur wenige Kliniken bieten darüber hinaus Kontakt-Möglichkeiten an, die direkt aus dem Alltag stammen, beispielsweise über WhatsApp. Wer in der Kommunikation auf die Gewohnheiten der Zielgruppe zugeht, vermeidet es “geghostet” zu werden.

Transparenz über Arbeitsbedingungen ist für die Generation Z entscheidend: Bewertungsportale und Social Media machen Arbeitsbedingungen zunehmend transparent. Junge Menschen wünschen sich einen echten Einblick in den Arbeitsalltag, auch mit seinen Herausforderungen. Interviews, Kurzvideos und weitere Formate eignen sich, um diesen Einblick zu gewähren und Ausbildungsabbrüche zu vermeiden.

„Wer in Zeiten von ChatGPT noch ein Motivationsschreiben zur Pflicht macht, hat den Anschluss komplett verpasst. Stattdessen entwickeln wir Bewerbungsprozesse, die nur 2 Minuten dauern, aber alle entscheidenden Fragen der Recruiter beantworten."

Gehaltstransparenz und klar formulierte Benefits: Unternehmen, die hier hervorstechen, haben einen klaren Wettbewerbsvorteil. Es ist wichtig, transparent und klar in Stellenanzeigen zu sein und bedeutungslose Floskeln zu vermeiden. Stattdessen sollte herausgestellt werden, was die Einrichtung von anderen unterscheidet und welche konkreten Vorteile geboten werden. Tauschen sie Floskeln gegen echte Benefits aus dem Arbeitsalltag.

Die richtigen Kanäle nutzen: Jobbörsen und Azubi-Plattformen sind wichtig, aber es ist auch wichtig, in anderen Kanälen findbar zu sein, wie zum Beispiel TikTok. Maßnahmen wie Social Recruiting können zudem neue Zielgruppen erschließen, die bisher nicht intensiv über eine Pflegeausbildung nachgedacht haben.

Durch die Anpassung der Recruiting-Strategien an die Bedürfnisse und Präferenzen der Generation Z konnten wir erfolgreiche Ergebnisse erzielen und junge Menschen für eine Karriere im Gesundheitswesen begeistern.

„Ich wollte nur kurz Bescheid sagen, dass ich für unseren Azubi-Auswahltag erfreulicherweise so viele Anmeldungen habe, dass ich keine weiteren Einladungen mehr verschicken kann, weil wir es sonst gar nicht schaffen, alle Interessenten einzuschätzen.“

Fazit: Gen Z für den Pflegeberuf gewinnen

Die Generation Z steht heute vor eigenen Herausforderungen und Erwartungen, die es zu verstehen und anzuerkennen gilt. Krankenhäuser und Kliniken müssen sich diesen verändernden Anforderungen anpassen, um erfolgreich neue Mitarbeiter zu gewinnen und langfristig zu binden.

Es ist entscheidend, dass Krankenhäuser und Kliniken ihre Arbeitsbedingungen und Rekrutierungsprozesse überdenken und modernisieren, um den Bedürfnissen der Generation Z gerecht zu werden. Dazu gehört eine Betonung der Sinnhaftigkeit des Pflegeberufs, flexiblere Arbeitsmodelle, klare Karriereperspektiven und eine direktere Kommunikation mit potenziellen Bewerbern.

Mit einem Umdenken und gezielten Maßnahmen können Krankenhäuser und Kliniken die Generation Z erfolgreich für eine Karriere in der Pflege gewinnen und somit einen wichtigen Beitrag zur Sicherstellung der Gesundheitsversorgung und Pflege leisten. Es liegt an uns, diese Herausforderung anzunehmen und die Zukunft der Pflege gemeinsam zu gestalten.

 

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