In vielen Branchen, darunter auch die Gesundheitsbranche, sind passive Kandidaten eine wertvolle, aber oft übersehene Ressource. Diese Fachkräfte sind zwar nicht aktiv auf Jobsuche, aber dennoch offen für attraktive Angebote und berufliche Veränderungen. Indem Sie passive Kandidaten als Zielgruppe erkennen und ansprechen, erweitern Sie den Pool potenzieller Bewerber um mehr als das Dreifache.
In diesem Artikel zeigen wir Ihnen anhand von Beispielen aus der Pflegebranche, wie Sie durch eine Express-Bewerbung, transparente Abläufe und eine persönliche Ansprache passive Kandidaten erfolgreich gewinnen können. Erfahren Sie, wie Sie Hindernisse im Bewerbungsprozess beseitigen und mit authentischen Einblicken in den Arbeitsalltag überzeugen.
Die Bedeutung passiver Kandidaten
Passive Kandidaten stellen eine wertvolle, jedoch oft ungenutzte Ressource dar. In vielen Branchen, einschließlich des Gesundheitswesens, ist es entscheidend, diese Talente zu identifizieren und für sich zu gewinnen. Passive Kandidaten, wie erfahrene Pflegekräfte, sind nicht aktiv auf Jobsuche, aber offen für attraktive Angebote. Sie sind oft hochqualifiziert und verfügen über umfangreiche Berufserfahrung, die sie zu idealen Bewerbern macht.
Statistiken zeigen, dass ca. 65 % aller potenziellen Kandidaten passiv sind. Im Gegensatz dazu sind nur 20 % aktiv auf Jobsuche. Das bedeutet, dass Unternehmen ihren Pool potenzieller Bewerber mehr als verdreifachen können, indem sie sich auf passive Kandidaten konzentrieren.
Passive Kandidaten sind jedoch anders zu erreichen, anzusprechen und zu gewinnen als aktive Kandidaten. Sie sind weniger bereit, Zeit und Mühe in den Bewerbungsprozess zu investieren. Sie benötigen also eine andere Strategie und Herangehensweise, um wechselwillige Kandidaten zu gewinnen.
Tipp 1: Passive Kandidaten mit besserem Angebot überzeugen
Fachkräfte sind oft wechselwillig, weil sie mit bestimmten Aspekten ihrer aktuellen Situation unzufrieden sind. Gründe können ein unzureichendes Gehalt, ein unharmonisches Team, ein unpassender Führungsstil oder mangelnde flexible Arbeitszeiten sein. Besonders bei Pflegekräften spielt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine große Rolle.
Um passive Kandidaten zu gewinnen, müssen Sie ein Angebot schaffen, das ihre aktuelle Situation übertrifft. Dabei geht es nicht immer nur um finanzielle Anreize, sondern oft auch um weiche Faktoren wie Arbeitsbedingungen, Teamkultur oder flexible Arbeitsmodelle. Finden Sie heraus, worin Ihr Unternehmen besser ist als die Konkurrenz und gestalten Sie Ihre Kampagnen und Stellenangebote um diese Stärken herum.
Ein Beispiel: Sie sind ein Krankenhaus und suchen neue Pflegekräfte. Als einziges Haus in Ihrer Region haben Sie eine Kooperation mit einer nahegelegenen Kita. Dieses Angebot macht Sie besonders attraktiv für Pflegekräfte mit Familie und kann ein entscheidender Faktor sein, um für Ihr Haus zu gewinnen.
Tipp 2: Express-Bewerbung anbieten
Wechselwillige Kandidaten bewerben sich spontan. Weil sie beispielsweise nach einem unangenehmen Arbeitstag eine Anzeige sehen, die ein positiveres Erlebnis verspricht. Jetzt muss die Bewerbung schnell und einfach sein, um diesen Kandidaten mitzunehmen.
Eine Express-Bewerbung ist ein wichtiger Schritt, um passive Kandidaten anzusprechen. Diese Kandidaten sind oft nicht bereit, viel Zeit und Mühe in den Bewerbungsprozess zu investieren.
Ein schneller und unkomplizierter Bewerbungsprozess kann hier den Unterschied machen.
Stellen Sie sicher, dass Ihr Bewerbungsprozess einfach und benutzerfreundlich ist. Bieten Sie eine Möglichkeit zur Express-Bewerbung an, bei nur die notwendigsten Informationen angeben werden müssen. Verzichten Sie auf lange Formulare und unnötige Hürden.
Die detaillierten Informationen können später im Prozess gesammelt werden, nachdem das Interesse geweckt wurde. Diese Methode senkt die Einstiegshürden und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass passive Kandidaten den ersten Schritt machen.
Und bitte, bitte, bitte: Machen Sie den Upload eines Lebenslaufs oder gar eines Motivationsschreibens nicht zu Pflicht. Diese hat niemand spontan auf seinem Smartphone parat.
Durch eine Express-Bewerbung schaffen Sie einen schnellen und reibungslosen Zugang zu Ihrem Unternehmen und erhöhen die Chancen, dass sich auch passive Kandidaten bewerben.
Tipp 3: Transparenter und zügiger Bewerbungsprozess
Bewerber schätzen es, wenn sie jederzeit wissen, wo sie im Bewerbungsprozess stehen und wie es weitergeht. Lange Wartezeiten und fehlende Informationen können dazu führen, dass sie das Interesse verlieren und sich anderen Möglichkeiten zuwenden.
Stellen Sie sicher, dass Ihr Bewerbungsprozess klar strukturiert und gut kommuniziert ist. Nutzen Sie Bewerber-Tracking-Systeme, um den Prozess effizient zu gestalten und die Kommunikation mit den Kandidaten zu erleichtern.
Halten Sie sie regelmäßig über den Stand ihrer Bewerbung auf dem Laufenden und informieren Sie sie über die nächsten Schritte. Sie sollten nach Eingang der Bewerbung eine automatische Bestätigung senden, die den weiteren Ablauf erklärt. Innerhalb weniger Tage sollte ein erstes Feedback erfolgen, und die Kandidaten sollten über die nächsten Schritte informiert werden. Dies könnte ein kurzes Telefoninterview oder ein persönliches Gespräch beinhalten.
Durch diese Transparenz und schnelle Rückmeldung fühlen sich die Kandidaten wertgeschätzt und ernst genommen.
Tipp 4: Recruiter als Concierge
Der Recruiter sollte sich im Bewerbungsprozess wie ein Concierge verhalten, der die Bedürfnisse der Kandidaten versteht und sie durch den gesamten Prozess begleitet. Passive Kandidaten sind häufig nicht daran gewöhnt, aktiv nach neuen Stellen zu suchen, und benötigen daher zusätzliche Unterstützung und Aufmerksamkeit.
Ein Recruiter, der sich als persönlicher Begleiter versteht, kann durch eine concierge-ähnliche Betreuung Vertrauen aufbauen und den Kandidaten das Gefühl geben, dass ihre individuellen Bedürfnisse und Bedenken ernst genommen werden. Dies beginnt mit einer persönlichen und freundlichen Ansprache und setzt sich durch den gesamten Bewerbungsprozess fort.
Tipp 5: Schnelle Rückmeldung und persönlicher Kommunikationsstil
Passive Kandidaten sind weniger geduldig und verlieren schnell das Interesse, wenn sie lange auf Antworten warten müssen.
Sorgen Sie dafür, dass Ihre Kommunikation zeitnah und direkt erfolgt. Geben Sie Kandidaten innerhalb weniger Tage nach ihrer Bewerbung ein erstes Feedback. Dies zeigt ihnen, dass Ihr Unternehmen ihre Bewerbung ernst nimmt und wertschätzt.
Neben der Geschwindigkeit ist auch der Ton der Kommunikation wichtig. Ein persönlicher und authentischer Stil schafft Vertrauen und zeigt den Kandidaten, dass sie nicht nur eine Nummer im System sind. Vermeiden Sie standardisierte Antworten und gehen Sie auf die individuellen Fragen und Bedürfnisse der Kandidaten ein.
Tipp 6: Authentischer Einblick in den Arbeitsalltag
Ein authentischer Einblick in den Arbeitsalltag ist oft überzeugender als eine Hochglanz-Präsentation der Arbeitgebermarke. Passive Kandidaten möchten wissen, wie der tatsächliche Arbeitsalltag aussieht, bevor sie sich für einen Wechsel entscheiden. Ehrliche und transparente Informationen können hier den Unterschied machen.
Statt aufwendig produzierte Videos und geschönte Darstellungen zu verwenden, setzen Sie auf Authentizität. Nutzen Sie echte Geschichten und Erlebnisse Ihrer Mitarbeiter, um ein realistisches Bild zu vermitteln. Zeigen Sie den Alltag in Ihrem Unternehmen, inklusive der Herausforderungen und Erfolge, die Ihre Mitarbeiter erleben.
Ein Beispiel: Ein Krankenhaus könnte kurze Interviews oder Blogbeiträge von Pflegekräften veröffentlichen, die über ihren Arbeitsalltag berichten. Diese Beiträge könnten Themen wie die Zusammenarbeit im Team, den Umgang mit Patienten oder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie behandeln. Authentische Fotos und Videos, die das Arbeitsumfeld und die tatsächlichen Bedingungen zeigen, sind ebenfalls wirkungsvoll.
Durch diese authentischen Einblicke geben Sie den Kandidaten ein realistisches Bild davon, was sie erwartet. Dies schafft Vertrauen und zeigt, dass Ihr Unternehmen transparent und ehrlich ist. Authentizität kann oft überzeugender sein als perfekt inszenierte Darstellungen und hilft, passive Kandidaten zu gewinnen, die nach einem Arbeitsplatz suchen, der zu ihren Werten und Bedürfnissen passt.
Tipp 7: One-Face-To-The-Candidate-Prinzip
Das One-Face-To-The-Candidate-Prinzip ist ein effektiver Ansatz, um Vertrauen aufzubauen und passive Kandidaten erfolgreich durch den Bewerbungsprozess zu führen. Dieses Prinzip bedeutet, dass ein Kandidat während des gesamten Bewerbungsprozesses von einem einzigen Ansprechpartner betreut wird. Dadurch entsteht eine konsistente und persönliche Kommunikation, die Kandidaten schätzen und ihnen Sicherheit gibt.
Indem ein Kandidat immer denselben Ansprechpartner hat, wird eine persönliche Beziehung aufgebaut. Der Kandidat fühlt sich wertgeschätzt und ernst genommen, da er nicht ständig seine Geschichte und Anliegen neuen Personen erklären muss. Dies schafft Vertrauen und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Kandidat den Bewerbungsprozess positiv erlebt und abschließt.
Ein fester Ansprechpartner kennt den Bewerber und seine individuellen Bedürfnisse genau. Dadurch können Missverständnisse vermieden und der Prozess effizienter gestaltet werden. Der Ansprechpartner kann gezielt auf Fragen und Anliegen des Kandidaten eingehen und ihn optimal durch den Prozess leiten. Dieser persönliche Ansatz kann passive Kandidaten besonders überzeugen, da sie sich gut aufgehoben und individuell betreut fühlen.
Tipp 8: Social Recruiting
Social Recruitings beschreibt das Schalten gezielter Werbeanzeigen auf sozialen Plattformen wie Facebook, Instagram und TikTok. Diese Plattformen bieten Ihnen die Möglichkeit, passive Kandidaten dort anzusprechen, wo sie sich täglich aufhalten.
Die Botschaften in Ihren Anzeigen sollten den Wechselwillen der Kandidaten ansprechen, indem sie starke Argumente und klare Vorteile hervorheben. Dazu gehören beispielsweise bessere Arbeitsbedingungen, attraktive Gehaltsstrukturen, flexible Arbeitszeiten und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten. Verdeutlichen Sie, wie Ihr Unternehmen die Bedürfnisse und Wünsche der Kandidaten besser erfüllt als deren aktueller Arbeitgeber.
Ein Beispiel: Ein Krankenhaus startet eine Social Recruiting-Kampagne um Pflegekräfte zu erreichen. Die Anzeigen enthalten kurze Videos enthalten, die die Zusammenarbeit im Team und die flexible Schichtplanung hervorheben. Diese klaren Vorteile machen das Angebot attraktiv und sprechen direkt den Wechselwillen der Kandidaten an. Zudem lernen potentielle Bewerber das Team über authentische Inhalte kennen.
Durch die Kombination von visuell interessanten und zielgerichteten Botschaften können Sie passive Kandidaten effektiv ansprechen und motivieren. Nutzen Sie kreative und authentische Inhalte, um die besonderen Vorteile Ihres Unternehmens hervorzuheben und das Interesse potenzieller Bewerber zu wecken.
In unserem Artikel “Die häufigsten Fehler im Social Recruiting” finden Sie weitere Informationen zu dieser Maßnahme – und warum sich viele Arbeitgeber an ihr die Finger verbrennen.
Fazit: Passive Kandidaten als wertvolle Zielgruppe ansprechen
Die Gewinnung passiver Kandidaten ist ein strategisch bedeutender Schritt zur Stärkung Ihres Unternehmens. Diese hochqualifizierten Fachkräfte sind offen für neue Herausforderungen und berufliche Veränderungen, auch wenn sie nicht aktiv auf Jobsuche sind. Durch gezielte Ansprache, transparente Prozesse und authentische Kommunikation können Sie diese wertvolle Zielgruppe für sich gewinnen.
Die Ansprache passiver Kandidaten erfordert Kreativität und Engagement, zahlt sich jedoch langfristig aus. Indem Sie die Bedürfnisse und Wünsche dieser Kandidaten verstehen und darauf eingehen, positionieren Sie Ihr Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber. Nutzen Sie die vielfältigen Möglichkeiten des Social Recruitings, authentische Einblicke in den Arbeitsalltag und eine persönliche Betreuung, um das Interesse passiver Kandidaten zu wecken und zu halten.
Mit der richtigen Strategie und einem echten Engagement für Ihre zukünftigen Mitarbeiter können Sie auch die besten passiven Talente für Ihr Unternehmen gewinnen und langfristig binden.