Gehaltstransparenz in Stellenanzeigen im Gesundheitswesen

Nach mehreren vielversprechenden Interviews springt der Top-Kandidat für die Facharztstelle ab – das Gehalt lag unter seinen Erwartungen. Eine gegenseitige Enttäuschung, die nicht nur Zeit, sondern auch Ressourcen verschlang. 

Ein solches Szenario lässt sich durch Gehaltstransparenz vermeiden. Zudem sendet die Offenlegung von Gehaltsspannen in Stellenanzeigen viele positive Signale: Sie signalisiert von Anfang an Offenheit und Fairness, stärkt das Vertrauen der Bewerber in das Unternehmen und fördert die Entwicklung einer offenen Unternehmenskultur.

Gehaltstransparenz, in vielen Unternehmen undenkbar, gewinnt nun schnell an Bedeutung. 

Doch wir wissen aus Erfahrung, dass das Thema im Gesundheitswesen oft noch „Tabu“ ist. Dabei gibt es genug gute Argumente für Gehaltstransparenz in Stellenanzeigen.

Die Bedeutung von Gehaltstransparenz für Bewerber

Die Angabe von Gehältern in Stellenanzeigen ist ein entscheidendes Kriterium für Bewerber im Entscheidungsprozess.

Klarheit und Effizienz gehen Hand in Hand: Mit klarer Kommunikation wissen Bewerber von Anfang an, was sie finanziell erwarten können. Dies spart nicht nur Zeit, indem es Bewerbungen außerhalb der Gehaltserwartungen von vornherein ausschließt, sondern erhöht auch die Effizienz des gesamten Rekrutierungsprozesses.

Für Bewerber sind Gehaltsangaben ein positives Signal, sie schaffen Vertrauen, zeugen von Offenheit. Über 70 % der potentiellen Kandidaten wünschen sich die Angabe des Gehaltes in Stellenanzeigen.

"In eigenen Tests konnten wir verifizieren, dass die Angabe von Gehaltsspannen die Bewerbungsrate um bis 10 bis 20 % steigern konnte."

Wird Gehaltstransparenz in Stellenanzeigen zur Pflicht?

In Deutschland gibt es aktuell keine Verpflichtung zur Angabe des Gehalts in externen Stellenausschreibungen. In Österreich ist es schon seit 2011 gesetzlich vorgeschrieben. Die EU plant jedoch Richtlinien zur Lohntransparenz, um die Gleichbehandlung von Männern und Frauen zu fördern. Es könnte daher sein, dass in Zukunft sowohl in Deutschland als auch in der EU verbindliche Angaben zum Gehaltsrahmen in Stellenanzeigen eingeführt werden.

Noch hat die deutsche Gesetzgebung bis 2026 Zeit, die Vorschriften in nationales Recht umzusetzen. Dann sollen sie Unternehmen unabhängig von ihrer Größe dazu verpflichtet sein Arbeitssuchende über das Einstiegsgehalt oder die Gehaltsspanne der ausgeschriebenen Stelle zu informieren.

Wir empfehlen Ihnen bereits jetzt die Gehaltsspanne anzugeben. So können Sie erste Erfahrungen sammeln und unterschiedliche Formen der Darstellung testen.

Außerdem verhindern Sie so, dass sich Bewerber auf anderem Wege informieren müssen.

Denn das kann einige Nachteile haben.

Bereich Gehaelter Kununu
Bereich "Gehälter" in Kununu

Fehlinformationen zum Gehalt vermeiden

Mitarbeiter suchen oft aktiv nach Gehaltsangaben, selbst wenn diese nicht in Stellenanzeigen angegeben sind.

Jobportale wie Stepstone nennen geschätzte Gehaltsangaben, um Bewerbern eine Orientierung zu geben. Plattformen wie Kununu ermöglichen es potenziellen Bewerbern ebenfalls, Einblicke in die Gehaltsangaben von (ehemaligen) Mitarbeitenden zu erhalten.

Dabei besteht die Gefahr, dass diese Informationen ein unvollständiges oder verzerrtes Bild vermitteln oder schlichtweg falsch sind. Das wird spätestens im Bewerbungsgespräch unangenehm. Oder sorgt dafür, dass sich Kandidaten gar nicht erst bewerben.

Indem Sie eine Gehaltsspanne in Ihren Stellenanzeigen angeben, behalten Sie die Kontrolle über diese wichtige Information.

"Besonders in Google for Jobs, den Stellenanzeigen direkt in der Google-Suche, zeichnen sehr wenige Firmen das Gehalt aus. Wer hier das Gehalt angibt kann allein durch diese kleine Maßnahme besser ranken, als die Konkurrenz."

Gehaltsangaben als Filter

Vergütungstransparenz wirkt wie ein Filter; schließlich bewerben sich nur diejenigen, deren Gehaltsvorstellungen mit den finanziellen Möglichkeiten des Unternehmens übereinstimmen. Dies verringert den Bearbeitungsaufwand in der Personalabteilung. Zudem erleichtern klare Richtlinien die Gehaltsverhandlungen für alle Beteiligten

„Wir schreiben doch rein, nach welchem Tarifvertrag wir zahlen.“

Diesen Einwand hören wir natürlich oft. Aber er begeht dabei den gleichen Fehler, den wir an so vielen Stellen im Recruiting erleben: Der Bewerber steht nicht im Fokus!

Denn die reine Angabe des Tarifvertrages zwingt Bewerber dazu, aktiv zu werden und sich selbst auf die Suche zu machen – und das mitunter auf den Webseiten der Konkurrenz.

Bewerber suchen nach klaren und unmittelbaren Informationen. Die Angabe einer Gehaltsspanne ist der einfachen Nennung des Tarifvertrags stets vorzuziehen.

"Wir haben bis zu 30 % mehr Klicks auf Social Recruiting Anzeigen messen können, in denen eine Gehaltsspanne abgebildet wurde."

Wie gebe ich das Gehalt in Stellenanzeigen am besten an?

Das Gehalt in Stellenanzeigen sollten Sie am besten in einer Spanne angeben, die das Mindestgehalt und das potenzielle Höchstgehalt widerspiegelt. Diese Spanne sollte realistisch sein und sowohl Berufseinsteiger als auch erfahrene Fachkräfte ansprechen.

Es ist wichtig, dass die Kriterien für die Einordnung innerhalb dieser Spanne transparent kommuniziert werden. Hierzu gehören beispielsweise Zulagen oder Nachtschichten.

Dadurch können Bewerber ihre eigenen Qualifikationen und Erfahrungen direkt mit den Gehaltsmöglichkeiten abgleichen.

Unsere Empfehlung: Verdeutlichen Sie anhand von Beispielpersonen, welches Gehalt Bewerber erwarten können. Das macht die triste Kalkulation nachvollziehbar und menschlich.

 Ein Beispiel, welches wir erfolgreich mit einer Klinik umgesetzt haben, sehen Sie hier:

Vergleich Gehaltsangaben
Gehaltsbeispiele anhand von nahbaren Avataren

Fazit: Geben Sie das Gehalt in Stellenanzeigen an!

Die Angabe von Gehaltsspannen in Stellenanzeigen hilft nicht nur dabei, das Vertrauen potenzieller Bewerber zu gewinnen, sondern sendet auch ein klares Signal der Wertschätzung und Fairness.

Verstehen Sie die Gehaltstransparenz als wertvolles Werkzeug! Durch schlaue Ideen und eine gute Darstellung, können Sie Ihre Stellanzeigen weiter optimieren und Ihre Arbeitgebermarke stärken. Testen Sie, was für Ihre Zielgruppe funktioniert.

Einrichtungen, die diesen Schritt gehen, berichten oft von einer gesteigerten Qualität der Bewerbungen und einer stärkeren Bindung bestehender Mitarbeiter. Maßnahmen wie detaillierte Informationen über Karrierewege und Weiterbildungsmöglichkeiten, die mit bestimmten Gehaltsspannen verbunden sind, verstärken diesen Effekt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine offene Gehaltspolitik nicht nur die Attraktivität einer Einrichtung als Arbeitgeber erhöht, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zur Schaffung einer gerechteren und inklusiveren Arbeitsumgebung leistet.

Durch proaktive Transparenz können Einrichtungen im Gesundheitswesen wichtige Schritte in Richtung Zukunftsfähigkeit und Mitarbeiterzufriedenheit gehen.

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