Die Bindung von Pflegepersonal ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg von Krankenhäusern und Kliniken.
In Zeiten des Fachkräftemangels ist es besonders wichtig, qualifiziertes Pflegepersonal langfristig an eine Einrichtung zu binden. Eine hohe Mitarbeiterbindung wirkt sich nicht nur positiv auf die Qualität der Patientenversorgung aus, sondern reduziert auch die Kosten für die Rekrutierung und Einarbeitung neuer Mitarbeiter.
Warum ist die Bindung von Pflegepersonal so wichtig?
Die Pflegebranche steht vor großen Herausforderungen, darunter der demografische Wandel, der Fachkräftemangel und hohe Arbeitsbelastung. Diese Faktoren führen zu einer hohen Fluktuation von Pflegekräften, was die Qualität der Patientenversorgung beeinträchtigen kann.
Eine hohe Mitarbeiterbindung ist entscheidend, um diese Herausforderungen zu bewältigen und eine kontinuierliche Versorgung der Patienten zu gewährleisten.
Eine hohe Mitarbeiterbindung bietet folgende Vorteile:
Kontinuität in der Versorgung: Durch eine geringe Fluktuation wird sichergestellt, dass Patienten von vertrauten Pflegekräften betreut werden. Dies fördert das Vertrauen zwischen Patienten und Pflegepersonal und verbessert die Kontinuität der Versorgung.
Kostenersparnis: Die Rekrutierung und Einarbeitung neuer Mitarbeiter ist mit erheblichen Kosten verbunden. Durch eine hohe Mitarbeiterbindung können diese Kosten reduziert werden.
Verbesserte Arbeitsatmosphäre: Eine hohe Mitarbeiterbindung führt zu einem positiven Arbeitsumfeld, in dem sich Pflegekräfte wertgeschätzt und unterstützt fühlen. Dies trägt zu einer verbesserten Arbeitszufriedenheit und -motivation bei.
Steigerung der Qualität der Patientenversorgung: Zufriedene und motivierte Pflegekräfte leisten qualitativ hochwertige Arbeit und tragen zur Verbesserung der Patientenversorgung bei.
Reduzierung der Abwesenheiten: Eine negative Arbeitsatmosphäre kann gesundheitliche Probleme verursachen. Laut dem Engagement Index, der jährlich den Grad der emotionalen Verbundenheit von Mitarbeitenden branchenübergreifend misst, sind Mitarbeiter mit geringer Bindung zum Unternehmen signifikant häufiger abwesend.
Herausforderungen bei der Mitarbeiterbindung von Pflegepersonal
Trotz der Bedeutung der Mitarbeiterbindung stehen Krankenhäuser und Kliniken vor verschiedenen Herausforderungen:
Hohe Arbeitsbelastung: Pflegekräfte sind oft einer hohen Arbeitsbelastung ausgesetzt, was zu Stress und Erschöpfung führen kann. Dies kann die Mitarbeiterbindung beeinträchtigen.
Fachkräftemangel: Der Mangel an qualifizierten Pflegekräften erschwert es den Einrichtungen, offene Stellen zu besetzen und qualifiziertes Personal zu halten. Laut einer Studie des Pflegemarkt Reports sehen 54 % der Führungskräfte im hier die größte Herausforderung.
Mangelnde Wertschätzung: Eine fehlende Wertschätzung seitens des Managements und der Einrichtung kann zu Unzufriedenheit und Demotivation unter den Pflegekräften führen.
Karrieremöglichkeiten: Pflegekräfte suchen oft nach Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung und Karriereentwicklung. Wenn diese Möglichkeiten nicht vorhanden sind, kann dies zu einer geringen Mitarbeiterbindung führen.
Best Practices zur Steigerung der Mitarbeiterbindung von Pflegekräften
In der täglichen Arbeit mit Krankenhäusern und Kliniken konnten wir verschiedene Maßnahmen bereits erfolgreich umsetzen. Wir haben einige generelle Ansätze für Sie zusammengetragen:
1. Wertschätzung des Pflegepersonals
Es ist wichtig, das Pflegepersonal regelmäßig für seine Arbeit und sein Engagement zu würdigen. Dies kann durch Anerkennungsprogramme oder kleine Gesten der Wertschätzung erfolgen. Entscheidend ist es die Lebensrealität der Mitarbeitenden in Betracht zu ziehen und Angebote um diese herum zu schaffen. Wenn das Pflegepersonal sich wertgeschätzt fühlt, steigt die Mitarbeiterbindung.
2. Wettbewerbsfähige Benefits als Werkzeug der Mitarbeiterbindung
Wettbewerbsfähige Benefits sind der entscheidende Faktor, um die Mitarbeiterbindung im Pflegebereich zu stärken.
Mit steigendem Bedarf steigt auch der Konkurrenzkampf zwischen den Häusern in der Region.
Zu Beginn jeder Beratung schauen wir uns das Angebot ganz genau an. Wie schlägt es sich im Verglich zum (lokalen) Wettbewerb? Bieten andere Einrichtungen spannendere Arbeitsbereiche, mehr Urlaubstage, ein E-Auto oder einen besseren Tarif? In einem Interview sprach unser CEO Martin Recht beispielsweise über die 4-Tage-Woche in der Pflege.
Unsere Empfehlung: Schaffen Sie ein flexibles Benefit-Programm, welches sich an den Lebensrealitäten Ihrer Mitarbeiter orientiert. Pflegekräfte mit Familie benötigen beispielsweise Möglichkeiten zur Kinderbetreuung und flexiblere Arbeitszeiten, während “junge und hungrige” Mitarbeitende nach Aufstiegschancen suchen.
3. Förderung einer positiven Arbeitskultur
Eine positive Arbeitskultur trägt zur Mitarbeiterbindung bei. Dies kann durch regelmäßige Team-Meetings, Feedback-Sitzungen und Teambuilding-Aktivitäten gefördert werden. Die Schaffung eines positiven Arbeitsumfelds, in dem die Mitarbeiter sich wohlfühlen und unterstützt werden, ist entscheidend.
4. Flexible Arbeitsbedingungen und Fokus auf Work-Life-Balance
Die Bereitstellung flexibler Arbeitsbedingungen wird die Mitarbeiterbindung verbessern. Die Gestaltung des Schichtplans ist der größte Schmerzpunkt, den Pflegekräfte haben.
Diese Maßnahmen können Sie ergreifen:
- Partizipation bei der Planung der Arbeitszeiten
- Frühzeitige Erstellung von verlässlichen Dienstplänen
- Einrichtung eines Springerpools zur kurzfristigen Abdeckung von Ausfällen
- Bereitstellung interner Kinderbetreuung oder Unterstützung durch Zuschüsse und Kooperationen mit externen Betreuungseinrichtungen; Notfallbetreuung
- Flexibilität durch Arbeitszeitkonten für Sabbaticals, Fortbildungen, Pflegeverpflichtungen und den Übergang in den (früheren) Ruhestand
- Möglichkeit zur Teilzeitarbeit
- Aktive Vermeidung von Überstunden und Schichtdiensten mit unregelmäßigen Arbeitszeiten
Natürlich sollten Sie schon bei der Personalplanung verschiedene Arbeitszeitmodelle beachten und zur Verfügung stellen. Eine gute Work-Life-Balance ist für viele Pflegekräfte wichtig und kann ihre Bindung an die Einrichtung stärken.
5. Karrieremöglichkeiten und Weiterbildung
Die Bereitstellung von Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten ist entscheidend, um das Pflegepersonal langfristig zu binden. Dies kann die Möglichkeit zur beruflichen Weiterentwicklung, zur Übernahme von Führungspositionen oder zur Spezialisierung in bestimmten Bereichen umfassen. Pflegekräfte möchten die Möglichkeit haben, sich beruflich weiterzuentwickeln und ihre Fähigkeiten zu erweitern.
6. Kommunikation und Transparenz
Eine offene Kommunikation und Transparenz seitens des Managements sind wichtig, um das Vertrauen der Pflegekräfte zu gewinnen und ihre Bindung an die Einrichtung zu stärken. Regelmäßige Meetings, offene Diskussionen und klare Kommunikation über Veränderungen oder Entscheidungen sind entscheidend.
7. Mitarbeiterfeedback und -beteiligung
Das Einholen von Feedback von den Pflegekräften und deren Beteiligung an Entscheidungsprozessen ist von großer Bedeutung. Dies zeigt den Mitarbeitern, dass ihre Meinung geschätzt wird und sie an der Gestaltung ihrer Arbeitsumgebung beteiligt sind.
Paradebeispiel sind hier die Waldkliniken Eisenberg: Für den Neubau wurden über 1.000 Ideen von Mitarbeitenden gesammelt und 90 % davon umgesetzt. Das führt an vielen Stellen zu enormen Erleichterungen im Arbeitsalltag, eben weil das Feedback direkt aus der Praxis kommt.
Zudem wird täglich reflektiert. Mitarbeitende erhalten selbst die Verantwortung ihren Arbeitsalltag zu verbessern. CEO David-Ruben Thies begründete dies beim Digitalen Klinikforum mit den Worten “Es muss am Ende die, die es betrifft, glücklich machen, und nicht den Geschäftsführer oder die Pflegedienstleiterin.”
8. Maßnahmen zur Stressbewältigung und Gesundheitsförderung
Die Bereitstellung von Maßnahmen zur Stressbewältigung und Gesundheitsförderung kann die Mitarbeiterbindung verbessern. Der Pflegeberuf ist körperlich anstrengend und bringt eine hohe psychische Belastung mit sich. Hier vorzusorgen und Mitarbeitende zu fördern und zu schonen ist sehr wertvoll.
Dies kann enthalten:
- Aufklärung durch Kurse und Seminare
- Bewusste Schichtplanung mit genügend Erholungsphasen
- „Schaukeldienste“ vermeiden
- Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung
- Sportangebote (Urban Sports Club, Lauftreff, Yoga, Firmen-Fitness …)
- Vergünstigte Mitgliedschaften für Fitnessstudios oder Sportvereine
- Gesunde und ausgewogene Speisen in Kantine oder Personalrestaurant
- Psychologische Beratung
- Präventionsmaßnahmen
- Ruhe- und Aufenthaltsraum
Indem die Einrichtung den Stress der Pflegekräfte mindert und Gesundheit fördert, können sie eine höhere Bindung an die Einrichtung entwickeln.
9. Entwicklung eines Mentoring-Systems
Die Einführung eines Mentoring-Programms kann die Mitarbeiterbindung stärken. Durch die Zuweisung erfahrener Pflegekräfte als Mentoren können neue Mitarbeiter unterstützt und begleitet werden. Dies fördert das Gefühl der Zugehörigkeit und erleichtert die Einarbeitung neuer Mitarbeiter.
10. Pflegekräfte durch andere Berufsgruppen entlasten
Nicht alle Aufgaben in der Pflege erfordern eine spezifische Ausbildung als Pflegekraft. Einige Aufgaben können von anderen Fachkräften übernommen werden, um die Pflegekräfte zu entlasten.
So können beispielsweise Pflegeassistenten viele Routine-Aufgaben übernehmen. Hotellerie-Fachangestellte können in der Patientenannahme zum Einsatz kommen und dabei sogar das Wohlbefinden der Patienten positiv beeinflussen. Die Studie “Neuordnung von Aufgaben des Pflegedienstes unter Beachtung weiterer Berufsgruppen” des DKI hatte dies bereits 2010 näher betrachtet.
In dieser Maßnahme stecken viele unentdeckte Potenziale!
11. Personalschlüssel in der Pflege verbessern
Wenn zu wenige Pflegekräfte auf zu viele Pflegebedürftige treffen, können sie ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden. Ein Mangel an besetzten Stellen führt zu einer zusätzlichen Belastung und langfristig zu Stress und Überlastung. Es entsteht ein Teufelskreis.
Einrichtungen, die über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinaus mehr Personal einsetzen, sind für Pflegekräfte attraktiver, da sich die Arbeitsbedingungen drastisch verbessern.
12. Ein modernes Arbeitsumfeld
Durch die Implementierung zeitgemäßer Arbeitsbedingungen und -mittel können Pflegekräfte effizienter und effektiver arbeiten, was zu einer höheren Zufriedenheit und einem stärkeren Engagement führt.
In einem modernen Arbeitsumfeld werden ergonomische Hilfsmittel wie Lifte und Transferhilfen eingesetzt, um Pflegekräfte bei körperlich belastenden Aufgaben zu entlasten. Die Verwendung zeitsparender digitaler Tools ermöglicht eine effizientere Organisation und Durchführung von Aufgaben. Strukturierte Teambesprechungen vor Schichtbeginn fördern den Informationsaustausch und das Teamgefühl.
Das sind nur wenige Beispiele, die für ein modernes Arbeitsumfeld sorgen. Setzen Sie hier auf die Stimmen der Pflegekräfte.
13. Einstellungsprozess und Onboarding neuer Pflegekräfte
Last but not least: Die Mitarbeiterbindung startet schon, bevor die Pflegekraft zu ihrem ersten Arbeitstag erscheint.
Bereits der Bewerbungsprozess zeigt exemplarisch wie wertschätzend Sie mit (potentiellen) Mitarbeitenden umgehen. Dazu zählen beispielsweise die Transparenz und Geschwindigkeit der Kommunikation, aber auch Flexibilität bei Hospitationsterminen. Hier ist es notwendig das richtige Mindset mizubringen. Recruiter sind heute nicht mehr “Türsteher”, die entscheiden, wer in die Belegschaft hinein darf. Vielmehr müssen sie sich als Concierge verstehen, der dem Bewerber die beste Erfahrung bieten möchte.
Auch ein modernes, digitales wie persönliches Onboarding in den ersten Monaten ist entscheidend. Der erste Eindruck zählt!
Fazit: Mitarbeiterbindung von Pflegepersonal
Die Bindung von Pflegepersonal ist entscheidend für Krankenhäusern und Kliniken. Durch die Implementierung bewährter Praktiken zur Steigerung der Mitarbeiterbindung kann die Qualität der Patientenversorgung verbessert und die Kosten für die Rekrutierung neuer Mitarbeiter reduziert werden.
Eine hohe Mitarbeiterbindung führt zu einer positiven Arbeitsatmosphäre, zufriedenen Pflegekräften und einer besseren Patientenversorgung.
